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Kapelle

Im Vorbereich der Schlosskapelle sind mehrere Sitzbänke aufgestellt, und an der Westwand bietet ein Chorgestühl unbekannter Herkunft vier Sitzplätze. Die Holzdecke und die Chorschranke sind noch wie zur Meidinger-Zeit in blaugrauer Farbe gefasst.

Der Raum in seiner heutigen Form wurde um 1692 als Schlosskapelle erstellt. Die Stuckaturen, die Empore und die Bretterdecke im Vorraum sind Teil dieser ersten Ausstattung. Bei der Restaurierung entschloss man sich, den Kapellenraum mit den Stuckaturen wieder mit dem ursprünglichen abgetönten Elfenbeinweiss zu versehen. Beim Lichteinfall kommt die plastische Wirkung der Stuckreliefs wieder voll zur Geltung.

Beachtenswert sind die vier Deckenmedaillons mit dem Auge, Wort, Ohr und der Gerechtigkeit Gottes. Ferner das Stuckmedaillon auf der Brüstung der Empore, eine Mariendarstellung nach dem Vorbild von Raffaels Madonna della Torre.

Der Tischaltar ist der Muttergottes geweiht. Den Altaraufsatz ziert eine Kopie der Schwarzen Madonna von Montserrat mit dem Wappenpaar der Grimm und Gibelin. Wie die Kopie der Schutzheiligen von Katalonien ihren Weg nach Wartenfels gefunden hat, ist nicht bekannt. Plausibel ist die Hypothese, dass dies über den Solddienst geschah. Vielleicht wurde die Madonna aber auch erst im 19. Jahrhundert ins Rokoko-Retabel eingefügt.

Fragen wirft auch das kleine Loch in der Nordwand auf, weil es den Blick auf das unten gelegene Bad Lostorf freigibt. Es kursieren verschiedene Antworten: Wenn schon Dampf in der Küche sichtbar war, soll sich der Priester mit dem Lesen der Messe beeilt haben, damit er unten im Bad rechtzeitig zu seinem Mittagessen kam. Vielleicht beobachtete er aber auch einfach das frivole Vergnügen der Badegäste. Oder das Loch diente als Sacrarium, als Ausguss, der geweihtes Wasser und Wein direkt ins Erdreich führt. Vielleicht diente das Loch auch einfach der Befestigung eines Handwerkergerüsts.

In der Kapelle finden seit der Ära von Professor Fuchs ökumenische Gottesdienste und heute vor allem Hochzeiten statt.