Schloss Wartenfels – Wahrzeichen des Niederamtes

Mitte Mai war ich auf Schloss Wartenfels zur Saisoneröffnung sowie zur Eröffnung der Ausstellung «Einblicke in die Kunstsammlung des Kantons Solothurn» eingeladen. Das schöne Wetter lud förmlich zu einer Velotour von Starrkirch-Wil zum Schloss Wartenfels ein. Auf dem Schloss angekommen, nahm ich mir die Zeit, ein wenig auf meinem Lieblingsplatz bei der Skulptur von Paul Gugelmann, welche die Schlossbesucher vor dem eigentlichen Eingang begrüsst, zu verweilen und ins Niederamt zu schauen. Nebst dem Veloständer und der grossartigen Aussicht ins Niederamt ist es für mich auch der Standort mit dem schönsten Blick in die barocke Gartenanlage.
Von diesem Standort aus kann man auch bestens in die Hainbuchenallee in Richtung Lusthaus schauen.
Wohl die älteste, gepflegte Kastenallee Europas. Der Garten ist für mich die Trouvaille schlechthin im ganzen unteren Kantonsteil.
Als ich so ins Land schaute und die kreisenden Milane bewunderte, machten sich meine Gedanken mehr und mehr selbstständig und kreisten den Milanen gleich in meinem Kopf. Schloss Wartenfels, das Wahrzeichen des Niederamtes! Wieso gilt ein Schloss als ein in Stein gewordenes Symbol der Macht als Wahrzeichen in einer Demokratie? Eine gute Frage!
Vielleicht, weil sich das Volk das Schloss als Symbol der Macht zu Eigen gemacht hat?
Zumindest sind der Kanton Solothurn, die Gemeinde Lostorf und die Stadt Olten Träger der Stiftung. Vielleicht, weil man sich bewusst wird, dass ein Schloss ein sichtbarer Zeuge der eigenen Geschichte und
Vergangenheit ist. Vielleicht, weil ein Schloss auch als Wegmarke für den Weg vom Untertanen zur freien
Demokratie steht!
Ein weiterer Gedankenflug ging zurück in meine Kindheit. Stolz, aber auch etwas unsicher durfte ich damals meinen Vater für Blumenlieferungen ins Schloss begleiten. Der vormalige Besitzer und Stifter Professor Fuchs bestellte jeweils bei meinem Vater Blumen für seine Aufenthalte auf dem Schloss. Die Blumenlieferung war für einen Jugendlichen ein Erlebnis! Wer darf schon auf einem Schloss Blumen liefern?
Beim Eingang wurde geklingelt und gewartet, bis Frau Friedrich die Blumen beim Tor abholte. Das konnte
dauern. Als Teenager musste oder besser gesagt durfte ich mit dem Töffli die Blumenlieferung machen. Ehrfurcht und auch ein kleiner Gruselfaktor begleiteten diese Lieferungen; es war aber immer ein ganz spezielles Erlebnis. Gedanken um Gedanken folgten …
Ich fragte mich, ob dieser Platz für mich ein Kraftort ist. Ein Ort, der Beruhigung und Stärkung bringt? Für mich habe ich die Antwort gefunden. Ist er für Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch ein spezieller Ort?
Finden Sie es selbst heraus!
Die Uhr zeigte 10 Uhr, und die Begrüssung durch den Stiftungsratspräsidenten, Georg Berger, stand an. Ich besann mich auf den Grund des Besuches und schritt durch das Tor auf den Vorhof des Schlosses.
Übrigens, der Besuch der Kunstausstellung lohnt sich wirklich. Christoph Schelbert hat es mit viel Fingerspitzengefühl verstanden, aus der Sammlung des Kantons Solothurn Kunstwerke auszuwählen, die den Trägern der «Stiftung Schloss Wartenfels» – Kanton Solothurn, Gemeinde Lostorf und Stadt Olten – wortwörtlich ein Bild geben.
Ich zumindest freue mich immer noch über ein völlig überraschendes Bild von Hans Grütter, der mir eigentlich als «Altstadtmaler» ein Begriff ist. Was für eins? Gehen Sie schauen und lassen Sie sich überraschen.
Beat Loosli
ist Geschäftsführer einer Pensionskasse, eingefleischter Fasnächtler und Altkantonsrat.
Er wohnt in Starrkirch-Wil.
Quelle: Oltner Tagblatt, 11. Juli 2025