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Esszimmer

Die Farbschichten der Wände und das florale Dekor der Türe geben den Zustand von 1918 wieder.

Am massiven Eichen-Esstisch aus dem späten 19.Jahrhundert bewirtete die Familie Meidinger sonntags ihre Gäste. Die warmen Speisen gelangten via die Durchreiche links vom Kachelofen ins Esszimmer; oberhalb der kleinen Türe befindet sich die Klingel für das Dienstpersonal.

Die jetzt im Schloss stehenden Öfen wurden alle durch Georg Meidinger (1867-1933) erworben. Der neue Schlossherr aus Basel liess sie ab 1918 in den verschiedenen Räumen neu aufsetzen. Einzig der schlichte Ofen im Esszimmer, der von der Küchenfeuerung beheizt wurde, steht am Originalstandort. Er stammt wahrscheinlich aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.

Angerichtet wurden die Speisen wohl auf einem der beiden Buffets im Raum: an der Ostseite das schmale Barockbuffet mit dem geschweiften Kranz aus der Mitte des 18.Jahrhunderts, an der Westseite das grosse frühbarocke Buffet aus dem 17.Jahrhundert. Über dem zweitürigen Korpus sind links ein Giessfass und eine Wanne aus Zinn angebracht (beide wohl nicht original), rechts drei kleine Schubladen und das Geschirrfach, darüber ein Aufsatz mit zwei Türen. Sechs gedrehte Säulen über Maskenkonsolen wirken als Zierstützen. Auf den vier Schranktüren sind Reliefs von Bauern angebracht, darunter ein Weintrinker (links unten).

Den herrschaftlichen Charakter des Speisezimmers unterstreicht besonders die Decke. Sie ist mit Profilleisten in quadratische Felder unterteilt und komplett bemalt mit Rosen und der Bourbonenlilie. Mit der Verwendung der Bourbonenlilie zeigten die Patrizier ihre Nähe zum französischen Königtum. Im Zentrum ist ein Doppelwappen mit Helmzier und Schwan angebracht. Rechts erkennt man das Wappen der Greder von Wartenfels. Mit etwas Phantasie lässt sich auf dem linken Wappen ein Einhorn erkennen. Dabei handelt es sich laut Professor Fuchs um das Wappentier der Freiherren von Tengen. Sie waren im 14.Jahrhundert die zweiten Besitzer von Wartenfels.

Wegen der zahlreichen hier gezeigten Kunstwerke von Paul Gugelmann (1929-2022) wird das Esszimmer zuweilen auch nach dem Schönenwerder Künstler benannt. Die Holzskulptur «Der Mensch im Labyrinth seiner Sprache» ist tapeziert mit Zeitungsausschnitten zahlreicher Weltsprachen. Darin suchen Menschen in dem sie umgebenden Sprachengefängnis nach einem Ausgang.